Reisebericht - Malediven - Kuramathi 2.12.2001 - 8.12.2001
Michael Schönfeld
Es war unser erster Urlaub auf den Malediven, aber garantiert nicht unser letzter. Der 11. September 2001 hatte die Planung für unsere Silberhochzeitstreise zunächst mal unterbrochen. Gegen Mitte November haben wir aber, weil die Lage in Afghanistan sich doch einer Entspannung näherte, den Weg zu den Last-Minute-Schaltern am Hamburger Flughafen gesucht und auch ein Angebot gefunden, was uns zusagte. Wir hatten die Insel Kuramathi bei unserer ersten Planung nicht mit aufgenommen, weil uns der weite Weg vom Flughafen Male mit ca. 90 Minuten Speedbootfahrt zu lang war und wir ja nur eine Woche geplant hatten. So schlimm war die Überfahrt dann aber doch nicht. Vom Flughafenausgang zum Boot sind es nur ca. 200m zu laufen und das Boot legte auch kurz nach unserer Ankunft ab.
Kuramathi ist die größte Malediveninsel und liegt im Rasdu-Atoll nordöstlich vom Ari-Atoll. Sie ist ca. 1,5 km lang und ca. 500m breit am unteren (östlichen) Ende. Am oberen (nordwestlichen) Ende läuft sie spitz zu und endet in einer langgegezogenen Sandbank.
Die Insel ist sehr dicht bewachsen mit Kokospalmen und Bananenstauden und einer Baumart, die sehr viele Luftwurzeln hat. Einer dieser Bäume ist wohl an die 30m Meter hoch und überragt alle anderen Bäume. Abends werden einige der Bäume angestrahlt, was eine sehr romantisch Stimmung ergibt.
Zur Innenlagune (Nordseite) wachsen die Palmen bis an den Strand, so dass noch ca. 2-7 m breiter Sandstrand bis zum Wasser bleibt. Man braucht keinen Sonnenschirm, weil man unter den Palmen und Büschen schöne Schattenplätze findet. Kunststoffstühle stehen ausreichend zur Verfügung, aber es gibt keine Liegen. FKK und oben ohne ist verboten !
Das Wasser in der Innenlagune wird schnell tief, so dass man sehr gut schwimmen kann. Das Wasser ist nur leicht salzig. Nach ungefähr 100m ist man am Innenriff. Zum Aussenriff mussten wir immer einen ca. 10 Minuten langen Fußmarsch machen. Mit Stangen und zum Teil auch Bojen wurden so genannte Kanäle gekennzeichnet, die man zum Überqueren des Riffdachs nehmen sollte, damit die Korallen nicht auf voller Breite der Insel von den Touristen zerstört werden. Wie uns der Meerebiologe Reinhard erklärte, sind nach der Korallenbleiche 1998 diverse Korallen wieder dabei das Riff neu zu besiedeln. Wenn vor der Bleiche eine Deckung von ca. 60% vorhanden war, so waren es Ende 2001 ca. 5%. Durch das Überangebot an Algen und toten Korallenstöcken ist aber die Fischpopulation größer als vor der Bleiche, was einen vielleicht etwas entschädigt, wenn man eine bunte Vielfalt von Korallen erwartet hat. Am Aussenriff entlang gibt es eine leichte Strömung, mit der wir uns je Schnorchelgang ungefähr 300m haben treiben lassen. Eine Vielfalt von Fischen und einige Korallen gibt es zu bewundern. Einige Riffhaie treiben sich da auch rum, aber es soll bisher keine Haiattacken gegeben haben. Wir sind von einem ca. 150cm langen Hai umkreist worden, der sich aber nicht für uns interessierte. Weiter Richtung Sandbank sollen auch Schildkröten sein. Bis dahin haben wir es aber nicht mehr geschafft. Ein paar Moränen haben wir auch gesehen. Während einer Schnorchelsafari zu anderen Inseln haben wir einen 3m großen Manta bei uns gehabt.
Ab spätnachmittags kann man Flughunde beoabachten, die elegant durch die Luft segeln und sich über die Bananenblüten hermachen. Lustig zu beobachten sind auch die Einsiedlerkrebse, die bis weit in Inselinnere wandern. Geckos und Krebse sieht man viel. Ein paar Fischreiher stehen auch am Riff.
Es gibt 4 Hotelanlagen: Kuramathi Village, Coconut Village, Cottage Club und Blue Lagoon Beach mit jeweils einem Hauptrestaurant. Kuramathi Village und Coconut Village nutzen die gleichen Anlagen. In der Mitte der Insel gibt es eine Sportanlage mit Tennisplätzen und Süsswasserpool, der zum Cottageclub gehört und für andere Gäste für 15$ die Woche genutzt werden kann. Surfboards und Katamaran-Segelboote können ausgeliehen werden. Zum All Inclusive Service gehört auch eine Schnorchelausrüstung. Zu jeder Anlage gehört eine Tauchschule. Dort sind wir aber nicht gewesen, weil uns Schnorcheln genügt.
Die Palmhütten des Blue Lagoon Cottage stehen in der Rifflagune des Aussenriffs und wurden gerade renoviert. Die Nähe zum Powerhaus mit den Stromgeneratoren könnte wegen Geräuschbelästigung ungünstig sein. Die Bungalows (meist in Doppelhaus- oder Reihenhausbauweise) des Blue Lagoon scheinen etwas exclusiver zu sein.
Gleich neben dem Tennisplatz ist eine Snackbar (Palm Court) und eine Bio-Station. Dort residieren abwechselnd Meeresbiologen, die unterschiedliche Forschungsprojekte betreuen. Zu unserer Zeit war Reinhard aus Österreich dort, der uns in einem Diavortrag die Entstehung der Malediven, das Drama der Korallenbleiche erläutert hat und später auch bei gelegentlichen Treffen gern Auskunft zu unseren Fragen gegeben hat. In den ausgelegten Fotobüchern kann man nachschlagen, welche Fischarten man bei den Tauch- oder Schnorchelgängen gesehen hat.
Wir hatten All inclusive im Coconut Village gebucht. Da es keinen Shop für Getränke oder Kleinigkeiten zu essen gibt und man alles in den Restaurants kaufen muss, ist das glaub ich die beste Verpflegungsvariante. Coconut Village und Kuramathi Village nutzen die gleichen Serviceeinrichtungen (Rezeption, Hauptrestaurant, Island Coffee shop, Bar und Disco). In einer kleinen Einkaufspassage kann man sich Tauchausrüstung besorgen,
Fotozubehör (auch Batterien), sogar Filme entwickeln lassen und in einem Souvenirshop stöbern.
Bargeld braucht man nicht viel. Nur ein paar US Dollar für Trinkgelder, ansonsten werden alle Ausgaben (auch in den Shops) quittiert und am Abreisetag per Kreditkarte bezahlt. Schließfächer für Wertsachen gibt es an der Rezeption. Wer unbedingt muss, kann im Internetkaffee seine Mails abrufen (50Cent / Minute).
Unsere aus Holz gebaute Hütte war erst im Jahr 2000 gebaut worden und sehr wohnlich eingerichtet. Das Schlafzimmer von ca. 15 qm hatte eine Klimaanlage und einen Deckenventilator sowie einen sehr geräumigen Wandschrank. Daß die Dusche ausserhalb des Hauses ist, war uns zwar vom Prospekt her bekannt, aber wir konnten uns gar nicht vorstellen, wie das denn ist: Nun, vom Bad mit WC und Waschbecken führt eine Tür in einen von einer 190cm hohen Mauer umgebenen kleinen Garten mit eigener Palme. Die Dusche selbst befindet sich an der Hauswand unter dem weit ausladenden palmwedelgedeckten Dach. Es ist ein wirklich tolles Gefühl, quasi unter Palmen zu duschen. Die Dusche führt warmes und kaltes Wasser, wobei das kalte sicher nicht kühler als 25Grad war. Eine Veranda vor dem Haus mit 2 Korbstühlen und einem kleinen Tisch lädt auch bei Regenwetter zum Sitzen ein. Es wird auch bei Regen nicht kälter als 26Grad. Einen Regenschirm braucht man übrigens nicht von zu Hause mitzubringen; der gehört zur Ausstattung des Hauses.
Im Hauptrestaurant gibt es mittags und abends abwechselnd Menue oder Buffet, zum Frühstück immer Buffet. Die Auswahl orientiert sich an westlichem Geschmack und es herrschen nicht nur Fischgerichte vor sondern es gibt auch diverse Rindfleich- und Geflügelangebote, sowie italienische Nudelgerichte zur Auswahl. Wer trotz All inclusive in einem der anderen Restaurants Tandoor Mahal (Indisch), Siam Garden (Thailändisch), La Laguna Grill (Steaks, Fisch, Geflügel) essen möchte, kann das am Morgen bei seinem Stammrestaurant reservieren und zahlt nur die Differenz. Für zwischendurch kann man im Island Coffe Shop oder im Palm Court Kleinigkeiten und Getränke bekommen. Neben der Fung Bar ist eine Disco. Abwechslend gibt es Lifemusik, Disco und Karaoke.
Jeden Abend 18:30 - 19:00 findet beim Blue Lagoon eine Stachelrochenfütterung statt. Ein Mitarbeiter füttert die Tiere mit Fischstückchen. Die Rochen schmiegen sich eng an ihn, um ihren Teil abzukriegen.
Wer will, kann sich mit dem Motorboot auf eine kleine unbewohnte Nachbarinsel bringen lassen und dort Robinson spielen.
Der Service und die Freundlichkeit der Angestellten hat uns beeindruckt. Im Restaurant hatten wir einen fest reservierten Tisch und ein Kellner war uns fest zugeteilt. Nachdem wir ihm das erste Trinkgeld gegeben hatten (10$ pro Woche wird empfohlen) hat er uns einen Tisch auf der Veranda mit besserem Meerblick gegeben. An das Ritual beim Kaffeeeinschenken mussten wir uns erst gewöhnen. Erst wird die Tasse auf den Tisch gestellt, dann die Zuckerdose. Dann füllt er Zucker und Milch ein, rührt um und stellt die Tasse vor den Gast. Dann nimmt er die Zuckerdose wieder hoch aufs Tablett, das er die ganze Zeit auf dem linken Arm balanciert hat, und geht um den Tisch zum zweiten Gast, wobei sich das ganze wiederholt.
Unser Roomboy kam zweimal am Tag, einmal meist während wir beim Frühstück waren und ein zweites Mal später am Abend. Jeden Abend hat er das Bettlaken in einem anderen Muster aufwendig gefaltet und am letzten Tag sogar mit Blumen geschmückt. Der Zufall wollte es, daß er an unserem Hochzeitstag ein Herz aus dem Bettlaken gefaltet hat.
Am ersten Tag kam einer der Gärtnerangestellten mit einer Schubkarre frischer Kokosnüsse und hat uns zur Begrüßung eine Nuss aufgeschlagen. Die frische Kokosmilch einer Nuss (ca 0,2l) schmeckt weniger süss als erwartet. Das Kokosmark ist glitschig, schmeckt aber sehr gut. Ich wollte dem jungen Mann dann eine Haribo Kokosrolle anbieten, aber weil gerade Ramadan war, durfte er ja tagsüber nicht essen; vielleicht hätte er aber auch so abgelehnt. Die Kokosplamen entlang der Hauptwege werden regelmäßig von Nüssen befreit, damit sie niemandem auf den Kopf fallen. Es klingt ziemlich dramatisch, wenn sich eine Nuss 10m über dem Erdboden löst Knacks-Raschel-Rumms die möchte ich nicht auf den Kopf kriegen.
Die Angestellten auf der Insel, insgesamt ca. 300 Leute, wohnen zum Teil in für Touristen nicht zugänglichen kleinen Siedlungen in Richtung Inselinneres, wenn sie aus ferneren Teilen der Malediven kommen oder sie kommen täglich von der Einheimischen-Insel Rasdu, die nur ca 400m nebenan liegt. Während einer Shoppingtour kann man dort Souvenirs einkaufen. Feilschen nicht vergessen, denn die Preise sind höher als im Shop auf Kuramathi, aber dafür ist das Angebot größer. Wenn das Touristenboot wieder ablegt, schließen die Geschäfte wieder und die Kaufleute werden wieder Fischer oder gehen sonstigem Kleingewerbe nach. Bitte beachten: Schulter und Knie sollten bedeckt sein; Rauchen und Essen während des Aufenthalts vermeiden.
Der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt +4 Stunden. Das lässt sich aber leicht wegstecken. Auch wenn die lange Flugzeit (9:30 ab München + 1:00 Hamburg-München) eine Strapaze ist, entschädigt die Ruhe und das Klima der Malediven vollkommen. Bei jedem Fernsehbericht oder Zeitungsartikel über die Malediven bekomme ich sofort wieder Lust, hinzufliegen.